Nach drei Wochen Bosnien bin ich wieder Zuhause. Nur 420 Kilometer von Bihac entfernt. Sieben Stunden Autofahrt.
Aber die Bilder der letzten Wochen sind immer noch in meinem Kopf. Er ist voll davon. Ich sehe lachende Augen. Freude und Trauer. Hoffnungen. Tränen. Und viele Gesichter. Viele Persönlichkeiten. Sie alle haben Träume. Träume und Hoffnungen. Sie alle haben Angst. Angst nie anzukommen. Angst vor der großen weiten Welt, in die sie geflüchtet sind. Angst nicht ernst genommen zu werden, nicht dazuzugehören. Es ist so wichtig, dass wir ihnen jetzt zuhören. Dass wir uns Zeit nehmen für ihre Geschichten. Dass wir sie ernst nehmen. Und respektieren. Nur dann können sie all das verarbeiten. Nur dann werden sie es schaffen anzukommen. Nur dann können sie hier leben. Tausende Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Pics by Kristof Huf
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Meine Eltern würden sterben, wenn sie wüssten, wie ich hier lebe, erzählt Desdider. Er ist 22 Jahre alt. Seit drei Jahren lebt er in einer Zeltstadt im Wald. Illegal. Mit 150 weiteren jungen Männern aus Bangladesch versteckt er sich hier. Einmal pro Woche ruft er Zuhause an: Es geht mir gut. Ich habe genug zu essen. Ich habe eine Chance. Das erzählt Desdider seinen Eltern. Alles gelogen. Desidider und die anderen Jungs leben im jungle, wie sie die illegale Zeltstadt im Wald nennen. Laub liegt am Boden. Es ist schlammig und rutschig. Mit großen, schwarzen Planen haben sich jeweils acht Leute ein Zelt gebaut. Sie schlafen auf Pappkartons, durchgelegenen Isomatten und dreckigen Decken. Einen Tag gibt es etwas zu Essen, an anderen nicht. Für sie alle gibt es kein zurück. Die Familie von Desdider hat alles verkauft. Damit er es besser hat. Er ist die letzte Hoffnung der Familie. Auch, wenn er selbst bald keine Hoffnung mehr hat.
Nächster Standort: eine alte Fabrikruine. Ohne Fenster. Das Dach kaputt. Übersät mit Müllbergen. Ratten huschen durch den Dreck. Eine braune Kloake in der Ruine stinkt bestialisch. Mitten in der Halle sitzen zehn junge Männer. Sie kommen aus Marokko und Algerien. Einer hat hohes Fieber. Fast alle haben Nierenprobleme. Sie trinken das Wasser aus dem Fluss, in den das Abwasser der nahegelegenen Häuser fließt. Corona existiert hier nicht. Es ist nur eine Krankheit von vielen. Und jede Krankheit ist ein Todesurteil. Wir fahren weiter und kommen an eine langgezogenen Straße, rechts und links Ruinen. Überbleibsel des Bosnienkriegs. Kleine Kinder spielen ohne Schuhe vor den Ruinen im Dreck. Zwei Frauen kochen auf dem kahlen Beton Reis. Ganze Familien leben in den ausgebombten Häusern, nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt. Immer wieder probieren sie die Grenze zu überqueren. Die kroatischen Polizisten fangen sie ab und schicken sie zurück. Pushback nennen die Menschen das. Die Kinder zeigen uns, wie die kroatischen Polizisten mit den Füßen auf sie eintreten, wenn sie erwischt werden. Croatian police schreien sie und treten mit den Füßen in die Luft. Ein hübsches 12jähriges Mädchen zeigt auf ihre Füße und fragt mich nach Schuhen. Größe 38. Wir haben keine passenden Schuhe für sie dabei. Sie trägt billige Sandalen und Socken. We want to go to Germany singen die Kleinen neben ihr und strecken mir die deutsche Flagge entgegen. Ich schäme mich. Nur wenige Tage waren wir in Bosnien. Nur wenig haben wir gesehen. Trotzdem war es das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Tausende Menschen ohne Perspektive. Tausende Menschen, die wie Dreck behandelt werden. Die jeden Tag ums Überleben kämpfen. Die sich seit Jahren von Reis und Kartoffeln ernähren. Die unser Abwasser trinken. Die offenbar nichts wert sind. Und bald sterben. Wenn sie krank werden. Wenn der Winter kommt. Wenn sie ohne Jacke und warme Socken tagelang durch den Schnee stapfen. Ohne Essen. Um zu uns zu kommen. In die EU. Um eine kleine Chance auf ein normales Leben zu haben. Ein Monat bleibe ich jetzt schon Zuhause. Ein Monat, in dem ich viele Dinge gemacht habe, zu denen ich sonst nie gekommen wäre.
So bin ich zum Beispiel viel öfter als sonst durch den Garten spaziert: ich habe Igel, Frösche, Blindschleichen, große und kleine Käfer, fette Hummeln, Schmetterlinge, die Hennen vom Nachbarn und allerlei Pflanzen entdeckt. Ich freue mich über jedes Tier, über jede neue Pflanze, die ich auf meinem Weg finde. Vielleicht schenkt mir dieser Stillstand mehr Achtsamkeit. Ich glaube, wir müssen versuchen, in dieser Zeit eine Chance zu sehen. Eine Chance zur Ruhe zu kommen. Eine Chance, das Leben, das wir trotz allem führen können, zu schätzen. Eine Chance, diese Ruhe und Ausgeglichenheit in unseren zukünftigen Alltag mitzunehmen. Ein Chance Stillzustehen und Anzukommen. Egal ob Arm oder Reich. Stadt oder Land. Weiß oder Schwarz. Frau oder Mann. Jung oder Alt. Europäer, Asiate oder Afrikaner. Ich dachte, diese Krise schweißt uns zusammen. Macht uns gemeinsam stark. Ich dachte, die Menschen würden anfangen, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Ich dachte, dass Hilfsbereitschaft wieder einen ganz neuen Stellenwert bekommt. Dass niemand zurückgelassen wird. Weil wir alle dem gleichen Feind gegenüberstehen.
Ich fürchte, ich habe mich getäuscht. Auf der Straße lächeln die Leute nicht mehr. Ich sehe ihre Angst. Ihre Unsicherheit. Ihr Misstrauen. Sie meiden mich. Sie meiden Andere. Weil jeder ein potenzieller Virenträger ist. Sie haben soviel Angst, dass sie aufhören, Anderen zu helfen. Ich möchte mich aber nicht getäuscht haben. Weil ich mich über jedes Lächeln. Jedes nette Wort. Und jedes freundliche Winken aus der Ferne freue. Weil das jetzt – in dieser Situation – das einzige ist, was uns an Miteinander noch bleibt. Jeder ist wichtig. Gerade jetzt. Denn nur gemeinsam sind wir stark! #nurgemeinsamsindwirstark #wegschauenhilftnicht #wirschaffendas #miteinander Das schönste in Serbien: die Menschen sind soooo freundlich! Unglaublich!
Gleich zu Beginn haben wir eine Flasche echten serbischen Birnenschnaps gekauft und den Tara-Nationalpark abgeradelt. Auf BILD 1 ist der Aussichtspunkt zu sehen, den wir nach 20 Minuten erreicht hatten, die restlichen 4 Stunden sind wir nur noch durch den Wald gefahren. Sehr lohnenswert war die Teufelsstadt. Man kann auch auf dem Parkplatz campen und die Teufelsstadt gleich als Erster in der Früh besuchen! BILD 2 & 3 Die türkisblaue Mlava-Quelle ist ein sehr hübscher Ort mit einer eigenen Fischzucht und einem Restaurant - ein Ort, den Einheimische gerne am Wochenende besuchen. Wenn man vorbeikommt, auf jeden Fall einen Abstecher wert. BILD 5 In den zwei Schluchten Gelasnicka Klisura und Jasnicka Klisura (BILD 9) sind viele Kletterfelsen versteckt. Gleich in der Nähe eines Klettergebiets liegt das in den Fels gebaute Kloster BILD 4. Nur ein paar Meter oberhalb lebt ein kosovarischer Einsiedler, der sich über Gesellschaft freut. In Smederevo liegt eine wunderschöne alte Burg direkt an der Donau! Das Komovi-Gebirge in Montenegro ist einer der höchsten Gebirgsstöcke der Dinarden. Die Hauptgipfel sind: Kucki Kom (2.487 Meter), Ljevorcki Kom mit 2.453 Meter und Vasojevicki Kom mit 2.460 Meter. Zwischen dem Vasojevicki Kom und dem Kucki Kom quert man eines der längsten Schuttfelder des Balkans :) BILD 6 Blick auf das zu querende Schotterfeld.
Ich habe im Komovi-Gebirge zuerst den Vasojevicki Kom und dann den Kucki Kom bestiegen. Der Vasojevicki Kom BILD 3 ist ein einfach Wanderberg, in drei Stunden war ich oben und wieder unten. Die Tour auf den Kucki Kom ist wesentlich länger (km und hm) aber wunderschön und sehr abwechslungsreich. Im einfachen Auf- und Abstieg sind es je 1.050 Höhenmeter. Eine Kombination mit der Rundtour ums Komovi-Massiv ist möglich, verlängert die Tour aber um einige Stunden. Zwar nicht einsam, aber eine der schönsten Touren im Balkan: von Valbona über den Pass nach Tethi!
Wir sind über den Kosovo nach Albanien eingereist und haben als erstes die Valbona-Schlucht besucht. Wunderschön! Die Bergtour von Valbona nach Tethi ist zwar mittlerweile sehr bekannt, aber sie ist es auf jeden Fall wert! Am Abend haben wir in Arif Kadris geschlafen (mit dem Allrad erreichbar oder in 2 Stunden zu Fuß) - ein klitzekleiner Ort am Fuße des Maja e Gjarprit (2.231 Meter). Dort bekommt man leckeres Essen und den Maja e Gjarprit kann man von der Haustür aus besteigen. Sehr schöne Tour, der untere Teil des Weges ist leider von Grünzeug überwuchert. Der Kosovo ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Allein schon, um Vorurteile abzubauen. Zugegeben, am Anfang war mir etwas mulmig zumute und Pristina war ein einziges Verkehrschaos. Stundenlang standen wir bei dem Versuch, durch die Hauptstadt zu fahren, im Stau. Ein Mopedfahrer, der sein Gefährt waghalsig durch die stehenden Autos manövrierte, rief uns "Welcome in chaos city" zu. Gut getroffen!
Natürlich sind wir trotzdem weitergefahren und der schönste Ort im Kosovo war für mich einwandfrei die Rugova-Schlucht. Ein 25 Kilometer langer Weg führt durch die Schlucht über wunderschöne Brücken, vorbei an Kletterfelsen, den ersten im Kosovo gebauten Klettersteigen, durch steinerne Tunnel vorbei an Getränke-Verkäufern mit unzähligen Abzweigungen zu schönen Schlafplätzen (mit Allrad!). Die beiden Klettersteige Mat und Ari (Schwierigkeit A/B) lassen sich gut verbinden und an einem Tag machen. Der Klettersteig ist gut versichert und der Ausblick ist wunderschön! (BILD 5) Außerdem waren wir trotz Wochenende bis auf die KFOR Truppen aus Österreich allein am Klettersteig. Ein weiteres Highlight im Kosovo war der Gipfel des 2.403 Meter hohen Hajla. Der Berg kann sowohl von Montenegro, als auch vom Kosovo aus bestiegen werden. Auf der kosovarischen Seite waren die Wegmarkierungen allerdings nur sehr spärlich gesetzt, der Aufstieg war lang und - ohne GPS - sehr mühsam. Der Aufstieg von der montenegrischen Seite hingegen soll angeblich kurz und einfach sein. Der Gipfel ist auch eine Variante des Trails "Peaks of the Balkans". Und egal von welcher Seite: am Gipfel hat man einen wunderschönen Rundumblick (BILD 4 & 6) es gibt unendlich viele Blumen, auch Edelweiß BILD 2 und mit ein bisschen Glück kann man einen der typischen Hirtenhunde, die so genannten Bärentoter sehen. BILD 3 BILD 1 ist ein komplett selbst zusammengebautes Auto - hat mich sehr fasziniert :) Noch beeindruckender aber fand ich die Menschen: viele von ihnen sprechen deutsch oder englisch. Sobald sie eine der beiden Sprachen auch nur ein bisschen beherrschen, sprechen sie Touristen an, laden zum Tee oder wollen sich einfach ein bisschen austauschen oder die Sprache üben. Die Menschen sind wirklich außergewöhnlich freundlich! Und mein Eindruck vom Kosovo durchwegs positiv! Das Durmitor-Gebirge gehört sicher zu den bekanntesten Gebirgszügen in Montenegro. Als wir im Juli dort aufschlugen, war ich ehrlich gesagt überrascht von der Vielzahl an Bergsteigern, die wir dort antrafen. Weit mehr als wir bisher an Touristen getroffen hatten. Aber es ist verständlich, das Durmitor-Gebirge ist wirklich wunderschön!
Bei unserer Rundfahrt durch den Durmitor Nationalpark BILD 3 fiel uns gleich der Prutas (2.393 Meter) BILD 6 ins Auge. Der Aufstieg war zwar sehr steil, dafür waren wir in einer Stunde am Gipfel. Eine wirklich sehr nette, einfach Tour, am Gipfel hat man einen tollen Ausblick auf die Nordwand des Bobotov Kuk - mit 2.523 Meter die höchste Erhebung im Durmitor Nationalpark. Sehr lohnenswert war auch die Besteigung des kleinen und großen Bären (Veliki i Mali Medved) 2.223 und 2.287 Meter - eine wunderschöne Grat-Rundwanderung BILD 9 mit Blick übers Durmitor-Gebirge BILD 1. Ein sehr nettes kleines Klettergebiet gibt es auch. Mit einem 4 x 4 kann man fast bis an den Felsfuß fahren und dort auch campen :) Pirlitor heißt es, die 6a und die 6b sind sehr empfehlenswert (sind leider nicht sooo viele Touren, ca. 15 Touren insgesamt) BILD 8 (5c) Kleiner Tipp: ich würde mit einem Camper an keinen der großen Campingplätze fahren! Entlang der wunderschönen Aussichtsroute, die komplett mit dem Auto befahren werden kann, sind ein paar sehr nette, kleine Campingplätze. |
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