Meine Eltern würden sterben, wenn sie wüssten, wie ich hier lebe, erzählt Desdider. Er ist 22 Jahre alt. Seit drei Jahren lebt er in einer Zeltstadt im Wald. Illegal. Mit 150 weiteren jungen Männern aus Bangladesch versteckt er sich hier. Einmal pro Woche ruft er Zuhause an: Es geht mir gut. Ich habe genug zu essen. Ich habe eine Chance. Das erzählt Desdider seinen Eltern. Alles gelogen. Desidider und die anderen Jungs leben im jungle, wie sie die illegale Zeltstadt im Wald nennen. Laub liegt am Boden. Es ist schlammig und rutschig. Mit großen, schwarzen Planen haben sich jeweils acht Leute ein Zelt gebaut. Sie schlafen auf Pappkartons, durchgelegenen Isomatten und dreckigen Decken. Einen Tag gibt es etwas zu Essen, an anderen nicht. Für sie alle gibt es kein zurück. Die Familie von Desdider hat alles verkauft. Damit er es besser hat. Er ist die letzte Hoffnung der Familie. Auch, wenn er selbst bald keine Hoffnung mehr hat.
Nächster Standort: eine alte Fabrikruine. Ohne Fenster. Das Dach kaputt. Übersät mit Müllbergen. Ratten huschen durch den Dreck. Eine braune Kloake in der Ruine stinkt bestialisch. Mitten in der Halle sitzen zehn junge Männer. Sie kommen aus Marokko und Algerien. Einer hat hohes Fieber. Fast alle haben Nierenprobleme. Sie trinken das Wasser aus dem Fluss, in den das Abwasser der nahegelegenen Häuser fließt. Corona existiert hier nicht. Es ist nur eine Krankheit von vielen. Und jede Krankheit ist ein Todesurteil.
Wir fahren weiter und kommen an eine langgezogenen Straße, rechts und links Ruinen. Überbleibsel des Bosnienkriegs. Kleine Kinder spielen ohne Schuhe vor den Ruinen im Dreck. Zwei Frauen kochen auf dem kahlen Beton Reis. Ganze Familien leben in den ausgebombten Häusern, nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt. Immer wieder probieren sie die Grenze zu überqueren. Die kroatischen Polizisten fangen sie ab und schicken sie zurück. Pushback nennen die Menschen das. Die Kinder zeigen uns, wie die kroatischen Polizisten mit den Füßen auf sie eintreten, wenn sie erwischt werden. Croatian police schreien sie und treten mit den Füßen in die Luft. Ein hübsches 12jähriges Mädchen zeigt auf ihre Füße und fragt mich nach Schuhen. Größe 38. Wir haben keine passenden Schuhe für sie dabei. Sie trägt billige Sandalen und Socken. We want to go to Germany singen die Kleinen neben ihr und strecken mir die deutsche Flagge entgegen. Ich schäme mich.
Nur wenige Tage waren wir in Bosnien. Nur wenig haben wir gesehen. Trotzdem war es das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Tausende Menschen ohne Perspektive. Tausende Menschen, die wie Dreck behandelt werden. Die jeden Tag ums Überleben kämpfen. Die sich seit Jahren von Reis und Kartoffeln ernähren. Die unser Abwasser trinken. Die offenbar nichts wert sind. Und bald sterben. Wenn sie krank werden. Wenn der Winter kommt. Wenn sie ohne Jacke und warme Socken tagelang durch den Schnee stapfen. Ohne Essen. Um zu uns zu kommen. In die EU. Um eine kleine Chance auf ein normales Leben zu haben.
Nächster Standort: eine alte Fabrikruine. Ohne Fenster. Das Dach kaputt. Übersät mit Müllbergen. Ratten huschen durch den Dreck. Eine braune Kloake in der Ruine stinkt bestialisch. Mitten in der Halle sitzen zehn junge Männer. Sie kommen aus Marokko und Algerien. Einer hat hohes Fieber. Fast alle haben Nierenprobleme. Sie trinken das Wasser aus dem Fluss, in den das Abwasser der nahegelegenen Häuser fließt. Corona existiert hier nicht. Es ist nur eine Krankheit von vielen. Und jede Krankheit ist ein Todesurteil.
Wir fahren weiter und kommen an eine langgezogenen Straße, rechts und links Ruinen. Überbleibsel des Bosnienkriegs. Kleine Kinder spielen ohne Schuhe vor den Ruinen im Dreck. Zwei Frauen kochen auf dem kahlen Beton Reis. Ganze Familien leben in den ausgebombten Häusern, nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt. Immer wieder probieren sie die Grenze zu überqueren. Die kroatischen Polizisten fangen sie ab und schicken sie zurück. Pushback nennen die Menschen das. Die Kinder zeigen uns, wie die kroatischen Polizisten mit den Füßen auf sie eintreten, wenn sie erwischt werden. Croatian police schreien sie und treten mit den Füßen in die Luft. Ein hübsches 12jähriges Mädchen zeigt auf ihre Füße und fragt mich nach Schuhen. Größe 38. Wir haben keine passenden Schuhe für sie dabei. Sie trägt billige Sandalen und Socken. We want to go to Germany singen die Kleinen neben ihr und strecken mir die deutsche Flagge entgegen. Ich schäme mich.
Nur wenige Tage waren wir in Bosnien. Nur wenig haben wir gesehen. Trotzdem war es das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Tausende Menschen ohne Perspektive. Tausende Menschen, die wie Dreck behandelt werden. Die jeden Tag ums Überleben kämpfen. Die sich seit Jahren von Reis und Kartoffeln ernähren. Die unser Abwasser trinken. Die offenbar nichts wert sind. Und bald sterben. Wenn sie krank werden. Wenn der Winter kommt. Wenn sie ohne Jacke und warme Socken tagelang durch den Schnee stapfen. Ohne Essen. Um zu uns zu kommen. In die EU. Um eine kleine Chance auf ein normales Leben zu haben.