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kroatien

5/26/2019

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Kroatien: ein Land an der Adria. Sonne, Strand, Cevapcici - soweit mein Vorurteil. Erlebt habe ich ein landschaftliches Paradies, das im Hinterland noch immer mit den Spuren des Kroatienkrieges zu kämpfen hat. Ein Land mit viel zu großen Straßen und viel zu vielen Stränden. Ein Land, das den Tourismus fördert und gleichzeitig satt hat. Jeden Tag wurde ich mit Dingen konfrontiert, die ich nicht verstand: Was steckt hinter der Hochglanzfassade aus Adria, Nationalparks und Panoramastraßen? Welche Wirtschaftszweige gibt es außer dem Tourismus? Wovon leben die Menschen im Hinterland? Und warum sollen Bergsteiger die markierten Wege auf keinen Fall verlassen? 
 
Ich muss zugeben, dass ich mich vor meiner Reise nicht viel mit Kroatien beschäftigt hatte. Aber jetzt wollte ich alles erfahren: über den Krieg, die Menschen und über die Grenze zu Bosnien. Also bin ich ins Hinterland gefahren. Plötzlich wurde es ruhig. Kein Verkehr. Links und rechts Ruinen. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, grüne Wiesen und zerbombte Dächer. In einem kleinen Ort an der bosnischen Grenze bin ich ausgestiegen. Hier war offensichtlich einmal ein Dorf. Geblieben sind nur noch Ruinen. Sogar die Schule war nur noch eine Hülle aus Beton. Aus den Fenstern wuchsen die Bäume. Wo früher ein Teppich war, sprießt heute das Gras. 
Branco, ein Dorfbewohner, lud mich auf eine Tasse Kaffee ein. Gemeinsam mit seiner Frau lebt er in einem zerstörten Haus in dem kleinen Ort. Früher muss das Haus wohl sehr stattlich gewesen sein. Heute ist es eine Ruine mit Wohnraum. Nach dem Krieg haben Branco und seine Frau sich nicht mehr die Mühe gemacht, es wieder aufzubauen. Zu oft wurde es zerstört. Zu gering war die Hoffnung. Jetzt sind sie in Rente, die Tochter lebt in der Stadt, das Dorf hat keine Zukunft. Alles kaputt! war seine Erklärung. Und damit war alles gesagt.
 
Die Adriaküste ist das krasse Gegenteil. Dort gibt es Arbeit. Aber (fast) nur im Tourismus. Die Menschen brauchen die Touristen. Und sind gleichzeitig gelangweilt. Von den Deutschen, die hier einen Großteil der Touristen ausmachen. Von den immer gleichen Fragen. Von den Preisen, die durch die Touristen ansteigen, aber ihr eigenes Budget sprengen. Im Hinterland ist alles kaputt, an der Küste sprießen die Luxus-Appartements wie Pilze aus dem Boden. Ein Teufelskreis.

Das nächste Thema, mit dem ich mich beschäftigen musste, waren Landminen. Immer wieder stolperte ich in meinem Wanderführer über die Warnung: nicht die Wege verlassen, keine leerstehenden Gebäude betreten, Grundstücke meiden, die schon lange nicht mehr gemäht wurden. In den Nationalparks gibt es keine Minen mehr, versicherten mir die Ranger. Trotzdem: die Ungewissheit bleibt. Bei meinen Wanderungen achtete penibel genau auf die Wegmarkierung. Nicht schön. Nie zuvor bestand der Hauptaugenmerk meiner Bergtour darin, die rot-weiße Markierung zu suchen. Noch nie bin ich vorsichtshalber von Stein zu Stein gehüpft, als einfach auf dem weichen Waldboden zu marschieren. Ein komisches Gefühl. Es nimmt einem die Luft zum Atmen. Es nimmt einem die Freiheit. 

Es fällt mir schwer, ein Resümee zu ziehen. Ich habe definitiv viel gelernt. Kroatien hat atemberaubende Landschaften, schöne, einsame Strände, wunderbare Panoramastraßen und eine ausgezeichnete, touristische Infrastruktur. Und wenn man beide Augen zumacht, aufs türkisblaue Meer schaut, kroatischen Wein trinkt und an der Küste bleibt, dann ist Kroatien wohl weiterhin nicht mehr als eine günstige Alternative zu Italien. 
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