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iran  2018

12/22/2018

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November 2018. Teheran. Olli und ich wollen mit der U-Bahn ins Zentrum fahren. Women only! In jeder U-Bahn sind für die Frauen die letzten beiden Wägen reserviert. Wir zwängen uns also mit unseren bunten Kopftüchern zwischen den ganzen Tschadors, die alle einen Kopf kleiner sind als wir selbst, durch die Tür. Und es dauert keine zwei Minuten bis eine Verkäuferin im U-Bahn-Abteil steht und in aller Seelenruhe pinke, türkise und schwarze BHs an die Stangen hängt. In Farsi fängt sie laut an über die BHs zu sprechen. Die Iranerinnen zeigen einen Respekt gegenüber der Verkäuferin, wie ich ihn in Deutschland noch nie gegenüber einem Straßenverkäufer erlebt habe. Hin und wieder interessiert sich eine Dame für einen BH. Die Verkäuferin nimmt das gute Stück von der Stange, drückt ihn – über den Tschador – fest an die Brust der Interessentin und bestätigt mit einem Nicken die Passform. Der BH wird gekauft, die U-Bahn hält, alle steigen wieder aus.
 
Für mich eine unglaubliche Szene. Mitten in der U-Bahn. Mitten im Iran. Soviel „Freizügigkeit“ zwischen Muslimen. Soviel Vertrauen zwischen Frauen. Soviel Respekt gegenüber Menschen, die einen "minderen" Beruf haben als man selbst.
 
In jedem Fall können wir Europäer von den Menschen im Iran sehr viel lernen. Die erste Reaktion auf meine Reise war von den meisten Bestürzung, Angst und Unwissen. Und ich brauche mich nicht damit rühmen, ich habe ja selbst kaum etwas über dieses Land gewusst. Außer, dass es Atomwaffen baut, ein religiöses Staatsoberhaupt und viele Kernkraftwerke hat. Und natürlich, dass man keinen Alkohol trinken darf ;)
 
Während unserer Reise haben mir die Iraner gezeigt, was und wie ihr Land ist. Sie haben eine Gastfreundlichkeit an den Tag gelegt, wie ich sie noch nie, nirgends, erlebt habe. Jeden Tag wurden wir in den verschiedensten Städten und Dörfern mit "Welcome to Iran" begrüßt. Doch nicht nur die Menschen, auch das Land hat mich überzeugt. Wir haben alles gesehen: bunte Berge und bunte Märkte, sämtliche Gesteinsarten, wunderbare Gebirgspässe mit traumhaften Hängen, wuselige Einkaufsmeilen, bunte Gewürze, religiöse Stätten, aber natürlich auch Armut, Schmutz und Tristesse. Der Iran hatte keine Geheimnisse vor uns. Er hat sich so gezeigt wie er ist. Mit einer großen Kluft zwischen Arm und Reich. Mit strengen religiösen Vorschriften, die tagtäglich von den Menschen gebrochen werden. Mit Freundlichkeit. Mit Korruption. Mit Offenheit. Ein sehr konträres Land, bei dem man das Gefühl hat, dass es zwischen dem Volk und dem Staat nicht den geringsten Zusammenhang gibt. Ein Land, das man kennenlernen muss, um darüber urteilen zu können. 
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