Im Dezember 2021 habe ich zum ersten Mal das Roma-Slum Svinia im Osten der Slowakei besucht. Die Siedlung besteht aus Bretterverschlägen, Ruinen und jede Menge Müll, Dreck und Matsch. Als wir ankamen, hatte es Plusgrade, der Schnee war geschmolzen und somit waren auch die Gerüche nicht mehr unter der dicken Eis- und Schneedecke versteckt. Es roch nach Rauch und nach Kot. Menschenkot. Manchmal mehr. Manchmal weniger. Manchmal schier unerträglich.
Rund 700 Menschen leben in dieser Siedlung. Mindestens die Hälfte davon ist minderjährig. Sie lachen viel. Obwohl schon die Kleinsten auf sich selbst gestellt sind. Heute hat ein Junge gerade einen Reifen verbrannt. Er hatte keinen Daumen mehr. Ein anderer lief mit einem großen Küchenmesser durch die Straßen. Ein Mädchen zeigte mir ein Brandmal an ihrer Hand. Es sind Extreme. Für uns kaum vorstellbar. Nicht nachvollziehbar.
Trotzdem oder gerade deswegen sind die Menschen hier unglaublich liebenswert. Alle kleinen Mädchen wollen meine Hand halten. Alle Jungs wollen mich beschützen und laufen stolz neben mir her. Am Abend weiß ich selbst nicht, was ich denken soll. Vermutlich dauert es eine Weile die Eindrücke zu verarbeiten. Noch viel wahrscheinlicher ist aber, dass ich es nie verstehen werde. Dass ich es nie nachvollziehen werde. Weil wir doch ein "normales" Leben führen und nicht genug darüber nachdenken, dass "normal" eben für jeden etwas anderes bedeutet.
Text und Fotos: Manuela Federl
Rund 700 Menschen leben in dieser Siedlung. Mindestens die Hälfte davon ist minderjährig. Sie lachen viel. Obwohl schon die Kleinsten auf sich selbst gestellt sind. Heute hat ein Junge gerade einen Reifen verbrannt. Er hatte keinen Daumen mehr. Ein anderer lief mit einem großen Küchenmesser durch die Straßen. Ein Mädchen zeigte mir ein Brandmal an ihrer Hand. Es sind Extreme. Für uns kaum vorstellbar. Nicht nachvollziehbar.
Trotzdem oder gerade deswegen sind die Menschen hier unglaublich liebenswert. Alle kleinen Mädchen wollen meine Hand halten. Alle Jungs wollen mich beschützen und laufen stolz neben mir her. Am Abend weiß ich selbst nicht, was ich denken soll. Vermutlich dauert es eine Weile die Eindrücke zu verarbeiten. Noch viel wahrscheinlicher ist aber, dass ich es nie verstehen werde. Dass ich es nie nachvollziehen werde. Weil wir doch ein "normales" Leben führen und nicht genug darüber nachdenken, dass "normal" eben für jeden etwas anderes bedeutet.
Text und Fotos: Manuela Federl