BERGJOURNALISTEN
  • Home
  • ANGEBOT
  • ÜBER MICH
  • THE GAME
  • FILMTAGE
  • BLOG

bosnien

9/4/2019

0 Comments

 
Bosnien - du hast mich verzaubert, berührt und getroffen. Du hast mir gezeigt, was Gegensätze sind. Ich habe deine Sonnen- und deine Schattenseiten gesehen: liebevoll gepflegte Schrebergärten neben zerbombten Ruinen, große Kirchen und Moscheen neben Betonbunker voller Einschusslöcher, türkisleuchtende Bergseen und endlose Blumenwiesen neben Minenfeldern, traumhaft schöne Flüsse und Wasserfälle neben Müllkippen.
 
Bosnien ist ein wunderschönes Land. Die Landschaft ist fantastisch. Es gibt kleine Gebirgsbäche, entlegene Bergdörfer, viel Gastfreundschaft, gut markierte Fahrradwege und großartige Bergtouren. Trotzdem müsste ich lügen, wenn ich behaupte, man könne den Krieg ausblenden. Jeden Tag stellt er sich wie eine Mauer zwischen das Land und mich. Jeden Tag sehe ich Einschusslöcher, Minenfelder, ausgebrannte oder zerbombte Häuser, verlassene Fabriken und unzählige christliche und muslimische Friedhöfe.
 
Ein sehr beeindruckendes Denkmal haben Künstler in Srebrenica – der Ort, an dem 1995 mehr als 8.000 Bosniaken hingerichtet wurden – errichtet. In einer riesigen Fabrikhalle hängen Fotos an den Wänden: Männer, deren Skelett durch die blasse Haut schimmert, Teddybären auf Blut verschmierte Böden, alte Frauen mit Angst erfüllten Augen, Massengräber, Konzentrationszentren, junge Soldaten mit Zigaretten im Mundwinkel, die auf am Boden liegende Zivilisten eintreten.
 
Der Krieg ist 20 Jahre her. Die Menschen, die neben mir in der Tram sitzen, denen ich auf der Straße begegne und die mir meinen Kaffee bringen, haben ihn miterlebt. Was haben sie gesehen? Was mussten sie ertragen? Was können sie nicht vergessen? Diese Fragen bewegen mich hier jeden Tag. Diese Fragen stelle ich mir immer, wenn ich einem Menschen in die Augen blicke. Die meisten Menschen weichen meinem Blick aus. Hastig schauen sie zu Boden. Ich befürchte, sie haben zuviel gesehen. Zuviel, um zu vergessen. Zuviel, um ihren Nachbarn zu verzeihen. Zuviel, um zur Ruhe zu kommen und den Krieg hinter sich zu lassen. 
0 Comments



Leave a Reply.

Proudly powered by Weebly